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Hadewijch von Anvers – über Liebe und „Entwerden“

Am 27. Oktober 2020 (18.00 Uhr) werden wir uns in unserer Reihe der „Schlüsseltexte der christlichen Mystik“ mit Hadewijch von Anvers (Antwerpen) zuwenden. Sie war eine Mystikerin des für die Mystik so bedeutsamen 13. Jahrhunderts, von der wir biographisch allerdings kaum etwas Gesichertes wissen (nicht einmal ein Geburts- oder Sterbedatum). Jedoch sind von dieser Frau, die sich wohl im Umfeld der Spiritualität der Beginen aufgehalten hat, wertvolle Texte erhalten – Briefe, Gedichte und Visionen. Einige davon besitzen soviel transformatorische Sprengkraft in Richtung einer Spiritualität der Neuzeit und Moderne, dass zum Beispiel der große Mystikforscher Michel de Certeau (1925-1986) den ersten Band seines Hauptwerks „Mystische Fabel“ mit einem Zitat von Hadewijch ausleitet: Das exzedierende Verlangen der Mystiker, so Certeau, sei behaust von (und nun weiter mit den Worten Hedewiijchs)

„Etwas Edlem, ich weiß nicht was, / weder dies noch das, das uns leitet / uns berechtigt / und hineinzieht / in unser Beginnen.“

Wegen der allgemein bekannten aktuellen Probleme bezüglich von Seminarversammlungen in nur begrenzt großen Räumen – wie sie der Akademie zur Verfügung stehen – wurde entschieden, die Reihe über das gesamte Semester als „Web-Seminar“ stattfinden zu lassen. Anmelden dazu können Sie sich hier.

Zur Einleitung wird aus Rom der ausgewiesene Kenner der Geschichte des Beginenwesens, Dr. Jörg Voigt, hinzugeschaltet sein.

Den Auswahltext aus Hadewijchs Werk können Sie hier als PDF herunterladen (Hadewijch von Anvers, Das Buch der Visionen. Text. Bd. 1 (= Mystik in Geschichte und Gegenwart 12). Übersetzt und eingeleitet von Gerald Hofmann. Stuttgart: Frommann-Holzboog 1998, S. 152-161). Es ist die letzte der chronologisch angeordneten überlieferten Vision. Wir haben diesen Text gewählt, weil er einerseits das zuletzt über Maximus Confessor angesprochene Motiv der „Verklärung“ nochmals aufgreift und andererseits über die Form der „Vision“ etwas anspricht, was in den vergangenen Lektüren über Hildegard von Bingen bereits kennenlernen konnten. Im Lektüre-Seminar selber werden wir auch noch einen kurzen Blick auf eines ihrer bewegenden Gedichte werfen sowie auf einen Predigtauszug Meister Eckharts.

Gesamtprogramm:

01.09.2020: Gregor von Nyssa, „Vom Kuss auf dem Mund des Lebens“ – Keime einer affektiven Mystik in der Antike:

08.09.2020: Maximus Confessor, Zur „kosmischen Liturgie“ – eine Synthese der kirchenväterlichen Mystik

27.10.2020: Hadewijch von Anvers, Über das Entwerden in der Gottesminne – auf der Suche nach einer Beginenmystik

17.11.2020: Teresa von Avila – Gott allein genügt

1.12.2020: Rudolf Steiner und die theosophisch-anthroposophische Tradition

15.12.2020: Thomas Merton – zwischen Kontemplation und Politik

Zusammenfassungen der vergangenen Lektüren:

  • 1. Halbjahr 2019: Evagrius Ponticus/Wüstenmütter und -väter, Dionysius (Pseudo-)Areopagita, Bernhard von Clairvaux, Meister Eckhart, Jakob Böhme, Simone Weil – Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer.
  • 2. Halbjahr 1919: Hildegard von Bingen, Marguerite Porete, Johannes vom Kreuz, Dag Hammarskjöld – Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer.
  • 1. Halbjahr 2020: Origenes, Johannes Scottus Eriugena, Mechthild von Magdeburg. Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer (Mechthild von Magdeburg wird noch nachgereicht).
  • 2. Halbjahr 2020: Gregor von Nyssa Zusammenfassung von Dr. Uwe Beyer